Südwest Presse: KOMMENTAR · BAHN

Wenig glaubwürdig

Vier Hauptfeinde hat die Deutsche Bahn: Frühling, Sommer, Herbst
und Winter. Ganz zu schweigen von den Zügen und Schienen. Mal bremsen
Eis und Schnee den Verkehr, mal defekte Klimaanlagen oder marode
Weichen. Ganzjährig hat sie Probleme mit mangelhaften Achsen und
fehlenden Reserven bei den Zügen. Kein Wunder, dass mindestens jeder
fünfte Fernzug unpünktlich ankommt, selbst wenn man den vergangenen
Dezember als Chaos-Monat ausklammert, in dem alle Verkehrsträger mit
gewaltigen Problemen zu kämpfen hatten. Da fuhren viele Züge immerhin
noch, während der Flugverkehr zeitweise völlig ausfiel. Es wirkt
wenig glaubwürdig, wenn die Bahn die Ergebnisse der umfangreichen
Untersuchung der Stiftung Warentest anzweifelt und behauptet, im
Fernverkehr liege die Pünktlichkeit über das Jahr gesehen bei über 90
Prozent. Solche Reflexe nimmt dem Staatskonzern keiner ab. Sein Chef
ist normalerweise einsichtiger: Rüdiger Grube gibt offen zu, dass es
noch mindestens zwei Jahre dauert, bis die Probleme mit Achsen,
Klimaanlagen und Schienen behoben sind. Die Bahn müsste mehr dafür
werben, dass alle Mitarbeiter trotzdem versuchen, den Kunden eine
vernünftige Leistung zu bieten. Sie könnte es sich auch einfacher
machen und den Fahrplan abspecken. Weniger Züge bedeuten auch weniger
Verspätungsrisiko. Doch im Sinn der Fahrgäste wäre das sicher auch
nicht.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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