Nicht ganz konsequent
Der Mann ist bekannt wie ein bunter Hund und Dauergast auf allen
TV-Kanälen. Das wird auch so bleiben, selbst wenn Wolfgang Bosbach
nach der Sommerpause sein Amt als Vorsitzender des Innenausschusses
im Bundestag an den Nagel hängt. Dann kann der CDU-Abgeordnete umso
mehr in seiner Rolle als überzeugter Gegner des Griechenland-Kurses
der Bundesregierung und notorischer Kritiker Angela Merkels aufgehen.
Ist Bosbachs Schritt also ein Fanal, gar der Beginn des allmählichen
Abstiegs der Bundeskanzlerin vom Gipfel ihrer Macht? Das vielleicht
nicht, dazu erscheint der joviale Rheinländer denn doch nicht
einflussreich genug in der Union. Außerdem ist sein Amtsverzicht bloß
ein Teilrückzug aus der Politik, denn sein Direktmandat im Parlament
behält der Abweichler ja vorerst. Das darf man getrost ein bisschen
kokett nennen, ganz konsequent verhält sich Bosbach jedenfalls nicht.
Gleichwohl hat die persönliche Konsequenz, die der populäre
Volksvertreter aus seinem Zwiespalt zwischen Loyalität und Gewissen
zieht, eine doppelte Signalwirkung. Den Zweiflern in den eigenen
Reihen macht Bosbach Mut, sich ebenso gegen die Mehrheitsmeinung in
der Union aufzulehnen, der Kanzlerin muss dämmern, dass die
Vertrauensbasis ihrer Koalition aus den eigenen Reihen heraus
bröckelt – erst in der Griechenland-Frage, demnächst womöglich auch
bei anderen Streitthemen.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218