Gerne würde man die unglaublichen Wendungen der
britischen Brexit-Gewinner mit Häme und Genugtuung betrachten.
Großbritannien werde immer Teil des europäischen Binnenmarktes sein,
behauptete Brexit-Kopf Boris Johnson gestern urplötzlich.
Finanzminister George Osborne beteuerte, die britische Wirtschaft
bleibe „hochgradig wettbewerbsfähig“. Der Billigflieger easyjet
bettelte, man möge Teil des gemeinsamen Luftverkehrsmarktes bleiben.
Ansonsten drohten herbe Verluste. Doch jede Häme ist fehl am Platz.
Die historische Fehlentscheidung der Briten trifft nicht nur die
Wirtschaft der Insel bis ins Mark, auch Deutschland muss für den
Realitätsverlust der EU-Gegner einen hohen Preis bezahlen. Die Aktien
vieler Banken rauschten gestern in den Keller, Experten senkten die
Wachstumsprognosen. Schlittert Großbritannien in eine Rezession,
stünden bei uns Zehntausende Jobs auf der Kippe. Das einzige Mittel,
dieses Szenario zumindest einzudämmen, wäre ein entschlossenes
Handeln der EU. Nur ein schneller Austritt der Briten würde bei
Investoren und Unternehmen wieder Vertrauen schaffen – Grundlage für
jedes wirtschaftliche Handeln. Doch schon jetzt zeigt sich, dass die
Gemeinschaft ihrem Ruf als zerstrittener Debattierklub wieder einmal
gerecht wird. Mittendrin: Angela Merkel, die den Briten mehr Zeit
einräumen will. Zaudern statt handeln – die sattsam bekannte Haltung
der Kanzlerin ist dieses Mal grundverkehrt. Merkel, die den Briten
mehr Zeit einräumen will. Zaudern statt handeln – die sattsam
bekannte Haltung der Kanzlerin ist dieses Mal grundverkehrt.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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