Südwest Presse: KOMMENTAR · BUNDESWEHR

Yoga am Hindukusch

Aktiv. Attraktiv. Anders. – Bundeswehr in Führung. – Hochmoderner,
global agierender Konzern. Noch mehr Phrasen gefällig?
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen könnte sicher mühelos
nachlegen, wenn es darum geht, jungen Menschen den Krieg in Teilzeit
nahezubringen. Mit weniger Stunden, mehr Geld,
Beförderungsperspektive und persönlichem Kühlschrank wartet der
Soldat zumindest schöner, wenn der Hubschrauber mal wieder einen Riss
hat oder das Sturmgewehr überhitzt nach einer Pause verlangt. Es
klemmt nicht nur hinten und vorn am Gerät. Drei Jahre nach dem Ende
der Wehrpflicht zeigt sich die Personalmisere der Bundeswehr. Es
gelingt offenbar nicht, auf freiwilliger Basis genügend fähige Köpfe
– von der Leyen will sogar die besten Deutschlands – zu rekrutieren.
Die Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt verspricht jetzt
Karrierepfade und gesundes Arbeiten und suggeriert, der Dienst des
Soldaten sei ein Beruf wie jeder andere. Doch das ist heute so falsch
wie einst, als die Bundeswehr mit diesem Slogan um Akzeptanz warb.
Soldat zu sein bedeutet, enorme Belastungen zu ertragen und notfalls
das eigene Leben einzusetzen. Das zu honorieren – auch finanziell und
mit angemessenen Arbeitsbedingungen – ist richtig. Doch noch
wichtiger ist es, jenen, die täglich im Einsatz den Kopf hinhalten,
die dafür angemessene Ausrüstung zu stellen. Dafür muss Ursula von
der Leyen im Beschaffungswesen aufräumen. Das aber ist weitaus
schwieriger, als einige familienfreundliche Gefälligkeiten zu
spendieren. Die Ministerin muss Prioritäten setzen, bevor sie auch
noch Yoga am Hindukusch anbietet – zuzutrauen ist ihr das allerdings.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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