Zu viel Angst, zu viel Hoffnung
Das interessiert so wenig, als wenn in China ein Fahrrad umfällt:
Das alte Bild muss schon deshalb übermalt werden, weil die Chinesen
heute weniger radeln als mit dem Auto fahren, vorzugsweise von einem
deutschen Hersteller. Was heute in China passiert, ist für die
deutsche und die Weltwirtschaft von größter Bedeutung. Deshalb
schlägt der aktuelle Absturz an Shanghais Börse im Westen ebenso hohe
Wellen wie jetzt die überraschende Abwertung der Währung. Beides wird
als Zeichen gewertet, dass Chinas Turbo-Wirtschaft womöglich doch
nicht geräuschlos in jene „neue Normalität“ übergeht, die Partei- und
Staatschef Xi Jinping als Losung für den nächsten Entwicklungsschritt
ausgegeben hat. Normal ist weder der Aktien-, noch der Devisenmarkt
in China. Aber die Regierung wird die zaghaft begonnene Öffnung
fortsetzen. Denn sie will die eigene Währung als starke Säule im
Weltfinanzsystem etablieren. Die Aufregung über die überraschende
Abwertung wird sich bald wieder legen. Sie markiert schließlich
keinen Wendepunkt in der chinesischen Politik. Die wird auch künftig
alles daran setzen, einen deutlichen Rückgang des
Wirtschaftswachstums zu verhindern. Wirtschaftswachstum ist der Kitt,
der die Regierenden und ihr riesiges Volk zusammenhält. Beides ist
aus westlicher Warte übertrieben: die Angst vor Chinas
wirtschaftlichem Einbruch – aber auch die Hoffnung auf mehr
Demokratie.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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