KOMMENTAR · DEUTSCHPFLICHT
Dumpfer, platter, CSU Bei aller Notwendigkeit von deutschen
Sprachkenntnissen stellt sich die Frage, wer denn nun eher ein
Integrationsproblem hat: Ausländer oder die CSU. Jedenfalls ist der
jüngste Aderlass aus dem CSU-Tollhaus in München so bar jeder
Vernunft, dass man meinen könnte, die Partei habe sich aus der
Gesellschaft zurückgezogen. Allerdings nicht in ein Ghetto an den
Stadtrand, sondern weit rechts außen an den Wählerrand. Neu ist das
nicht. Ob die CSU nun in Klausur geht, ihr Parteitag naht oder
Wahlkampf ist: Je mehr Aufmerksamkeit sie mit schrillen Forderungen
auf sich zieht, umso besser aus Sicht der Strategen. Möge sich der
Rest der Republik doch aufregen, Hauptsache dass „Mia san mia“-Gefühl
stimmt. Der Vorstoß für eine Deutschpflicht selbst in der eigenen
Familie passt in diese Linie. Da ändert es auch nichts, dass es sich
nur um einen kleinen Satz in einem Antrag handelt. Zu welchen
Wallungen wenige Worte führen können, haben die Grünen ja mit dem
Veggie-Day vorgemacht. Spott und Häme reicht im Fall CSU aber nicht
aus. Denn die Partei bedient – wie schon beim Spruch „Wer betrügt,
der fliegt“ – einmal mehr fremdenfeindliche Vorurteile. Diesmal noch
dumpfer und platter als sonst. Das Schlimme: An vielen Stammtischen
kommt so etwas immer noch an. Die CSU sonnt sich trotz Affären und
Maut-Chaos gerade mal wieder im Umfragehoch. Wo bleibt der
Denkzettel? Bitte auf Bayerisch!
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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