Südwest Presse: KOMMENTAR · E-10-SPRIT

Teuer erkauft

Dass die Mineralölindustrie die Autofahrer an den Zapfsäulen
abzockt, ist nichts Neues. Jedes Scharmützel in Nahost, jeder Protest
in einem Ölförderland – und schon klettern die Spritpreise. Jetzt
treibt sie es allerdings unglaublich bunt. Sich an den Kunden für
eine Strafzahlung schadlos zu halten, die wohl gar nicht anfällt, ist
mehr als dreist. Dabei hat die Mineralölindustrie ihr Scherflein dazu
beigetragen, dass das E-10-Benzin nur spärlich in die Tanks fließt.
Ihr wäre kein Zacken aus der Krone gefallen, wenn sie mit
Autoindustrie und Politik dafür gesorgt hätte, dass die Pkw-Besitzer
bereits vor Einführung des neuen Sprits gewusst hätten, ob ihr
Fahrzeug mit dem verordneten Mehr an Ethanol klarkommt. Die Abzocke
wäre deshalb Anlass für die Bundesregierung, sich vom E-10-Sprit ganz
und gar zu verabschieden. Der Kraftstoff ist eine totale
Mogelpackung. Er vergeudet Ackerfläche, auf der Nahrungsmittel
wachsen. Er treibt Lebensmittelpreise in die Höhe und verschärft die
Hungersituation in ärmeren Ländern. Er fördert intensive
Landwirtschaft, die mehr Dünger und Pestizide einsetzen muss. Die
dazu gehörenden Umweltfolgen sind bekannt. Die Bundesregierung hat
sich für E 10 entschieden, weil sie den deutschen Autobauern keine
schärferen Umweltvorschriften auferlegen wollte. Sie hat dies mit
Folgen erkauft, die global und national unverantwortlich sind. Es ist
höchste Zeit, diesen Fehler einzugestehen.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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