Südwest Presse: KOMMENTAR · EKD

KOMMENTAR · EKD

Mit Defiziten Die Evangelische Kirche hat sich weit heraus gewagt
mit ihrer Orientierungshilfe zu Ehe und Familie – so weit, dass
konservative Protestanten ihrer Kirche kaum mehr folgen können. Der
württembergische Landesbischof Otfried July sieht sogar die Bedeutung
der klassischen Familie aus Frau, Mann und Kind nicht mehr
ausreichend geachtet. Tatsächlich nimmt das Dokument der EKD eine
breitere Lebenswirklichkeit in den Blick. Auch gleichgeschlechtliche
Partnerschaften, Patchwork- oder Ein-Eltern-Familien sollen anerkannt
und kirchlicherseits gestärkt werden. Man darf dieses Ansinnen auch
lesen, als eine Abkehr von einer Verurteilung homosexueller
Partnerschaften und eine Zuwendung zu Menschen, die am Ideal einer
lebenslangen Ehe gescheitert sind. Mit ihrem erhobenen moralischen
Zeigefinger hat sich die evangelische Kirche in der Vergangenheit oft
von ihrer unbarmherzigen Seite gezeigt. Doch auch wenn die Aufwertung
eher ausgegrenzter Lebensformen nicht als Abwertung tradierter
Lebensbünde verstanden werden darf, haftet der „Orientierungshilfe“
Eilfertigkeit an. Dass sich ausgerechnet die EKD durch eigenes Zutun
dem Verdacht aussetzt, eine auf lebenslange Dauer ausgerichtete Ehe
nicht ausreichend zu würdigen, deutet auf Defizite im
Orientierungspapier. Weitere Gespräche müssen folgen, auch weil ein
missverständliches Papier die Ökumene mit der katholischen Kirche
weiter erschwert.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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