Südwest Presse: KOMMENTAR · ENERGIE

KOMMENTAR · ENERGIE

Kuh-Handel Wenn Platzhirsche auftreten wird es laut im
herbstlichen Wald. Ein ähnliches Schauspiel ist jetzt im Berliner
Frühsommer zu bestaunen: Die schwarz-rote Koalition rangelt um
Energiewende und Klimawandel. Da reicht der Platz nicht, um die
Alphatiere von Düsseldorf bis München aufzuzählen. Sigmar Gabriel
dürfte seine CO2-Abgabe wohl kaum gegen Gewerkschaften, Industrie und
Union durchsetzen. Eher wird Horst Seehofer als Sieger vom Platz
gehen. Sein röhrendes Dauer-Nein zu Stromtrassen, Windrädern,
Atommüll und Endlagern zeitigt erste Erfolge. Die Stromkabel werden
unterirdisch verlegt – in Bayern. Ob sich dies Zugeständnis auf den
Freistaat begrenzen lässt, bleibt abzuwarten. Durchsetzen werden sich
wohl auch Industrie, Energiekonzerne und Gewerkschaften mit ihrem
Vorschlag, Kohlekraftwerke in die Kapazitätsreserve zu packen. Solch
eine braucht die Energiewende zwar, aber umweltpolitisch macht es
wenig Sinn, weiterhin wie bisher Braunkohle zu verbrennen. Da rückt
Kanzlerin Angela Merkels jüngstes Versprechen vom Elmauer G7-Gipfel
in weite Ferne, so rasch wie möglich aus den fossilen Energieträgern
auszusteigen. Ärgerlich an dem Handel um die energiepolitischen
Hirschkühe: Bürger und Mittelständler zahlen für diese verkorkste
Energiewende. Alle Zusatzkosten dürften den Strompreis erhöhen.
Wolfgang Schäuble wird dafür nichts geben.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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