Südwest Presse: KOMMENTAR · EU-GIPFEL

KOMMENTAR · EU-GIPFEL

Angela Merkel balanciert weiter auf hohem Seil unter der
Zirkuskuppel. Im Kreis der Euro-Partner leistet sie hinhaltenden
Widerstand gegen den von der Mehrheit verfochtenen Kurs, die
Schuldenkrise nicht nur durch Sparen, sondern auch mit wohlfeilen
EZB-Milliarden und üppig mit Steuergeldern aufgefüllten
Rettungsschirmen zu bekämpfen. Verhindern konnte Merkel letztlich
wenig. Sie hat aber immerhin die Beteiligung der strengen
IWF-Kontrolleure bei der Verteilung der Hilfsgelder durchgesetzt und
jetzt nach Kräften zur Verabschiedung der staatlichen Schuldenbremse
nach deutschem Vorbild beigetragen. Ob das reicht, die Geister wieder
zu bannen, die Euro-Land so sehr ins Zittern bringen, weiß heute noch
keiner. Es muss, will man nicht bloß auf das Prinzip Hoffnung setzen,
wohl auch noch das Wachstum in Krisenstaaten wie Griechenland und
Spanien angekurbelt werden. Angela Merkel aber muss zugleich in
Berlin darauf achten, ihre fragile Koalition bei Laune zu halten.
Etlichen in CDU/CSU/FDP geht das alles schon viel zu weit, was mit
erklecklichem deutschen Anteil zur Stützung der Schuldensünder
aufgebracht wird. Seehofers Christsoziale drohen ganz von der Fahne
zu gehen. Das Volk allerdings erkennt offensichtlich Angela Merkels
Zwangslage an und zollt ihrem Drahtseilakt mit hohen Umfragewerten
Beifall. Die CDU-Chefin kann nur hoffen, dass dieser Zustand bis zum
Wahljahr 2013 anhält.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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