KOMMENTAR · EURO
Mal wieder eine Umfrage Umfragen sind aus der heutigen Medien- und
Bürgerbeteiligungswelt nicht mehr hinwegzudenken. Dass ihre
Ergebnisse nicht der Weisheit letzter Schluss sind, ist auch klar.
Sie kranken hauptsächlich an zwei Umständen, die auszusprechen die
politische Korrektheit eigentlich verbietet: Die Bürger, die befragt
werden, sind Menschen mit Fleisch und Blut – mit vielen Emotionen und
manchmal weniger Verständnis für die Sache an sich. Das ist ihnen
nicht vorzuwerfen. Der eine kennt sich in den physikalischen
Verästelungen der Relativitätstheorie bestens aus, während der andere
dazu nur sagt, dass zwei Haare auf dem Kopf relativ wenig, zwei in
der Suppe aber relativ viel sind. Und der Schreiber dieser Zeilen
weiß zwar ungefähr, wie eine Staatsanleihe finanztechnisch
funktioniert, er kann aber einen Kastanien- nicht unfallfrei von
einem Lindenbaum unterscheiden. Jetzt also mal wieder eine Umfrage
zum Euro – seit Tagen wegen des Griechenland-Gezerres in allen
Schlagzeilen. Ist er gut oder ist er nicht gut? Die einigermaßen
Kundigen kapitulieren angesichts der Komplexität des Themas, an dem
sich die gescheitesten Ökonomen und Politiker samt Verfassungsrichter
die Zähne ausbeißen. Das Umfrageergebnis aber steht mit Wucht in der
Landschaft: Jeder dritte Deutsche will einen Austritt aus dem Euro;
er habe ja „nur Komplikationen gebracht“. Na ja, will man da
erwidern, das Leben ist voller Komplikationen, aussteigen will man
deshalb nicht. Gottlob nicht. So lassen wir weiter jedem seine
Meinung und jeder Umfrage ihr Ergebnis. Es hat ohnehin eine kurze
Halbwertszeit – bis zur nächsten Umfrage eben.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218