Ungebetene Nachhilfe
Steife Brise aus Nordwest. Was Wolfgang Kubicki, der liberale
Dauerprovokateur aus Kiel, seinen Parteioberen wieder einmal bietet,
ist der bewährte Schleswig-Holstein-Mix aus eitler Selbstdarstellung
und konstruktiv gemeinter Kritik: Philipp Rösler soll weg, Christian
Lindner her und am Ende übernimmt Kubicki womöglich höchstselbst das
Ruder in der FDP – Koalitionsempfehlung inklusive: Die Fixierung auf
Schwarz-Gelb ist ein alter Hut, Rot-Gelb oder eine Ampel machen es
besser. Wolfgang Kubicki kann es nicht lassen. Geht es der FDP
schlecht, stänkert er. Erholen sich die Liberalen wieder, mosert er
immer noch. Hoppla, jetzt komm– ich. Für eine Partei, auf die noch
vor wenigen Monaten außerhalb ihrer eigenen Reihen kaum noch jemand
einen Pfifferling gegeben hätte, ist das ganz schön laut. Doch mit
einem 8,6-Prozent-Wahlerfolg im eigenen Land im Rücken kann sich
Kubicki solche Töne leisten. Mag er sich dabei in der Rolle eines
liberalen Doppelgängers des linken Spalters Oskar Lafontaine gefallen
– ganz so einfach abbügeln, wie es die FDP-Zentrale versucht, lässt
sich die ungebetene Nachhilfe deshalb nicht. Stünde die FDP so gut
da, wie sie es gerne selbst darstellt, wäre Kubicki kaum mehr als ein
Zündler, der sich in erster Linie im Gespräch halten will. So aber
muss die Parteiführung nachdenken, ob nicht doch etwas dran sein
könnte an den Polit-Rezepten aus Schleswig Holstein. Für Rösler, der
nach wie vor nicht so fest im Sattel sitzt, wie er es möchte, ist das
gut ein Jahr vor der Bundestagswahl eine schwere Last. Kubickis
Ankündigung, nach Berlin zu kommen, klingt da schon fast wie eine
Drohung.
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