Südwest Presse: KOMMENTAR · FLUGHAFEN BERLIN

Niemand weiß weiter

Niemand hat die Absicht, einen Flughafen zu bauen!“, spottete
gestern ein Twitter-Nutzer in Anlehnung an den berühmten Satz des
DDR-Parteichefs Walter Ulbricht zum Mauerbau. Wenn das nur so einfach
wäre, mag man hinzufügen. Denn eigentlich will fast jeder das 2006
gestartete Großprojekt fertig sehen – allein, es fehlt am Können.
Mehr als sechs Jahre später weiß anscheinend niemand so recht weiter.
Zu groß sind die Probleme. Vermutlich ist der Flughafen schlicht zu
klein gebaut und kann auch nicht beliebig in die Breite erweitert
werden. Dass es sich um gigantische Schwierigkeiten handelt,
symbolisiert der einst als Retter gefeierte Bauleiter Horst Amann,
der im Sommer nach Berlin geholt wurde und anscheinend auch keinen
Plan hat. Gleichzeitig laufen die Kosten aus dem Ruder, aus 2 wurden
4,3 Milliarden Euro – und das Ende ist noch lange nicht erreicht. Das
Ganze hat eine bundespolitische Dimension. Der Pannen-Airport
beschädigt das Ansehen des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Der
Rücktritt von Klaus Wowereit vom Aufsichtsrsrat ist ein überfälliges
Signal. Die Übernahme durch Matthias Platzeck kein gutes: Ein
Neustart sieht anders aus. Aber genau der wäre wichtig. Ein
unabhängiges Gremium muss feststellen, was möglich ist – und wo
abgerissen und wieder aufgebaut werden muss. Der Bund ist gefordert.
Für das Ende mit Schrecken ist die Zeit gekommen.

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Lothar Tolks
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