Der Zorn der Bauern
Mit Frankreichs Bauern ist nicht gut Kirschen essen, um saisonal
im Bild zu bleiben. Wie ansonsten allenfalls ihre Fernfahrerkollegen
schrecken sie vor rabiaten Methoden nicht zurück, wenn sie ihre
ureigenen Interessen verletzt sehen. Insofern hat der Bauernaufstand
im Nachbarland das Zeug, das nachrichtliche Sommerloch zu füllen. Die
Ursachen des Zorns lassen sich nämlich nicht im Handumdrehen
beseitigen. Vor allem können sie nicht allein von der Regierung in
Paris aus der Welt geschafft werden. Die hat für die Nöte der Bauern
ansonsten stets ein offenes Ohr – denn im Gegensatz zu den deutschen
Landwirten haben die französischen noch großen Einfluss auf den
Ausgang von Wahlen. Doch die Quelle des Unmuts sprudelt in Brüssel.
Der Rückzug der EU aus der Regulierung von Agrarmärkten – zuletzt
wurde die Milchquote abgeschafft – drückt die Preise in der Union und
verlockt Händler besonders aus den Niedriglohnländern zur Suche nach
neuen Exportmärkten. Und er befördert die weitere Konzentration in
der Branche – es sind folglich vor allem große Schlachthöfe und
Agrarfabriken, die den Familienbetrieben das Überleben schwer machen.
Der Abschied der EU von der Subventionierung der Produktion ist
richtig. Doch es muss im Auge behalten werden, dass damit nicht einer
bäuerlichen, regional und ökologisch orientierten Landwirtschaft ganz
der Garaus gemacht wird.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218