Lange Debatte, kleiner Schritt
Historisch? Das große Wort, das Frauenministerin Manuela Schwesig
gestern bemühte, mag allenfalls zutreffen, blickt man auf den
geradezu geschichtsträchtig langen Zeitraum bis zum Beschluss für die
Frauenquote. Das Wort symbolisch hätte dem Charakter der
Bundestags-Entscheidung eher entsprochen. Denn die
30-Prozent-Frauenquote für Aufsichtsräte von gerade mal rund 100
Großunternehmen ist nichts weiter als der kleinste gemeinsame Nenner,
auf den sich die Parteien einigen konnten. Eine Kategorie darunter
darf sich jeder sein Quötchen selbst aussuchen – Sanktionen bei
Nichtbeachtung gibt es nicht. Dieser kleine Schritt wird keine Lawine
in den Führungsetagen ins Rollen bringen. Wichtig ist er trotzdem,
denn er kann den längst eingesetzten, aber zähen Prozess des
Umdenkens zusätzlich anschubsen. Die zumeist immer noch männlichen
Entscheider werden alleine schon deshalb immer häufiger Frauen in
Führungspositionen einstellen, weil es inzwischen einfach nur noch
peinlich ist, als reiner Männerverein dazustehen. Das gilt für
Unternehmen genauso wie für Behörden oder Parteien. Dass es mit der
alten Selbstverständlichkeit und Selbstherrlichkeit allmählich vorbei
ist – das ist der eigentliche Verdienst, der am Ende der langen
Debatte um die Frauenquote steht. Das Ergebnis ist mager, das Ringen
darum hat aber viel bewirkt. Der nächste Schritt sollte sein, endlich
die leidige Diskussion über „Quotenfrauen“ einzustellen. Ja, es wird
auch mal Frauen geben, die auf dem falschen Sessel sitzen. Wie bei
den Männern auch. Aber ein für allemal: Frauen sind nicht plemplem.
Sie können sogar Aufsichtsrat.
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Ulrike Sosalla
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