Südwest Presse: KOMMENTAR · FUSSBALL

Schwammiger Kodex

Von 54 Profi-Klubs in Deutschland nahmen 53 am
Fußball-Sicherheitsgipfel in Berlin teil. Lediglich Union Berlin
blieb dem Termin fern mit der Begründung, dass sei eine reine
Akklamationsveranstaltung. Damit hat der Zweitligist den Charakter
der mit viel Wind angekündigten Zusammenkunft korrekt beschrieben. Um
in Berlin ein Übermaß an Streit zu vermeiden, wurden Fan-gruppen erst
gar nicht eingeladen. Das dann Beschlossene war bereits zuvor
ausgearbeitet worden. Was sicherlich der Effizienz der Veranstaltung
diente. Herausgekommen ist ein schwammiger Verhaltenskodex. Klar:
keine Gewalt, keine Pyrotechnik, Eintreten für die wahren Werte des
Fußballs. Was die wahren Werte sind, wurde auch gleich beschlossen:
Emotionalität und Leidenschaft zum Beispiel. Damit können „Ultra“
auch wirklich viel anfangen. Für die spielen Leidenschaft und
Emotionalität auch eine wichtige Rolle, nur definieren sie das etwas
anders. Dass der Fußball bei der Finanzierung von Fanprojekten tiefer
in die Tasche greift, ist gut. Schlecht ist, das die Förderung der
wichtigen Arbeit an der Basis insgesamt nicht erhöht wird, weil
Kommunen und Länder bei der Drittelfinanzierung weniger bezahlen.
Bekräftigt wurde die wenig neue Drohkulisse: Entweder ihr Fans
benehmt euch, oder wir schaffen die Stehplätze ab. Sehen wir es
positiv und hoffen, dass die Fans das auch wirklich als letzte
Warnung begreifen.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218

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