Unter Spitzeln
Gerüchte gab es schon seit langem, nun ist es Gewisseheit: Polizei
und Verfassungschutz bespitzeln die Fankurven deutscher Stadien.
Verwunderlich ist das nicht, nimmt mancher auf den Rängen das Bonmot
des ehemaligen deutschen Nationalspielers Rudi Völler allzu wörtlich:
Fußball ist eine harte Kampfsportart. Kaum ein Spieltag, an dem nicht
Schiedsrichter, Spieler oder Fans beleidigt, bedroht oder angegriffen
werden. Ganz abgesehen von verabredeten Prügeleien jener Herren, die
gerne ein Paar Quarzsandhandschuhe bei sich haben, „falls was geht“ –
bevorzugt in Stadionnähe. Dass es der Staat nicht bei den
bestehenden, und juristisch keineswegs unproblematischen,
Instrumenten wie der HooliganDatei und Reiseverboten für aktenkundige
Gewalttäter belässt, ist verständlich. Hooligans geht es, anders als
der stimmungsorientierten Ultra-Szene, nicht darum, das Stadion in
einen Hexenkessel zu verwandeln. Hooligans – beliebter Slogan:
„Fußball ist uns scheißegal“ – geht es um die nackte Gewalt, die
nicht selten Verletzte zurücklässt. Das Argument, der friedliche Fan,
solle sich eben distanzieren, überzeugt nicht. Wie denn? Mehr, als
nicht selbst zu prügeln, wird im Gedränge kaum drin sein. Und
Wegbleiben ist auch keine Lösung. So ist die Schnüffelei ein weiteres
Stück einer Entwicklung, in der die soziale Bedeutung des
Stadionbesuchs zur Nebensache zu verkommen droht.
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Lothar Tolks
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