Der zweite Fall Bosman
Jean-Marc Bosman war ein mäßig begabter belgischer Fußballer. Und
doch prägte er die Fußball-Welt mehr als Franz Beckenbauer oder Pelé
– zumindest das Geschäft mit der Ware Fußball. Damals wie heute
sorgte Europas Gerichtsbarkeit für Einheitlichkeit – im Falle Bosman
bei der Wahl des Arbeitsplatzes, jetzt bei der Vermarktung der
Spiele. Damals sahen viele die Fußballclubs schon am Rande des Ruins,
passiert ist eher das Gegenteil: Die Ablösesummen stiegen ins
teilweise Unfassbare. Man darf getrost voraussagen: Auch das gestrige
Urteil wird den Fußballclubs nicht den Boden unter den Füßen
wegziehen. Fußball ist längst zu einem solch massenbegeisternden
Faszinosum geworden, dass man sich um jene, die die Rechte daran
letztlich haben – die Clubs eben – nun wirklich nicht zu sorgen
braucht. Noch gar nicht ausgemacht ist, ob die Fans tatsächlich auch
mit billigeren Pay-Paketen rechnen können. Die englische Premier
League ist im Ausland verbreitet, dort wird die preisdrückende
Wirkung auf die Bezahlsender weit stärker sein als etwa in
Deutschland. Und will der deutsche Fan tatsächlich ein polnisch
kommentiertes Bundesliga-Spiel sehen, wenn er dafür ein paar Euro
weniger bezahlen muss als die monatlich 30 Euro, die Sky dafür will?
Das neue Fußball-Urteil ist gewiss von ähnlich grundsätzlicher und
langfristiger Bedeutung wie im Fall Bosman vor 16 Jahren. Doch
kurzfristig wird sich eher wenig ändern.
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Lothar Tolks
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