Vielleicht war Wladimir Putin ja doch geschockt,
zumindest überrascht. Der russische Staatschef
hat sich daran gewöhnt, dass er bei internationalen Gipfeltreffen
im Mittelpunkt steht. Und
daran, dass bei solchen Treffen seine Intervention in der Ukraine
Hauptthema ist. Aber Putin
kennt von seinen westlichen Gesprächspartnern diplomatische
Formulierungen. Und keinen Klartext
wie die Worte des kanadischen Premiers, der ihm in Brisbane
schlicht vorschlug „aus der Ukraine
zu verschwinden“.
Jedenfalls ist Putin zuerst mal verschwunden. Er hat Australien
verlassen, viel eiliger als
geplant. Und zwar mit gar nicht passenden Begründung, er müsse am
Montag ausgeschlafen auf der
Arbeit sein. Mit anderen Worten: Russland und seine Probleme sind
wichtiger als der Schlusstag
eines G-20-Gipfels. Eine Geste nicht gerade des Respekts, eher der
Selbsteinschätzung: Russlands
Führer agiert außerhalb des weltpolitischen Alltagsgeschäfts.
Diese Positionsbestimmung leitet sich vielleicht aus Putins
jahrzehntelanger Überrolle in der
russischen Innenpolitik her. Außerdem aus seinem Ziel, sich als
„russischer Bär“ die gleichen
Rechte herauszunehmen wie der „Jupiter“ USA. Logische Konsequenz:
Der Präsident der Russischen
Föderation macht, was er will. Das internationale Publikum könnte
noch ganz andere Alleingänge
Wladimir Putins erleben, als seinen gestrigen Aufbruch ohne
Frühstück.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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