Südwest Presse: KOMMENTAR · HESSEN

Schwarz-grünes Experiment

In weißen Turnschuhen erschien Joschka Fischer 1985 im Wiesbadener
Parlament zur Vereidigung als Umweltminister in Deutschlands erster
rot-grünen Landesregierung. Seine Schuhe gelten heute als Symbol für
den Übergang Fischers vom Politrebell zum Akteur des politischen
Geschäfts. Sie stehen im Bonner Haus der Geschichte und künden von
einer politischen Zäsur, die 1998 in eine rot-grüne Bundesregierung
mündete. Ob das ähnlich historische schwarz-grüne Experiment, das
wiederum in Hessen gestartet werden soll, Grundlage für eine spätere
Koalition dieser Art in Berlin sein wird, vermag man nicht
vorauszusehen. Die Ernsthaftigkeit, mit der die hessischen Grünen und
die dort als besonders konservativ geltende CDU miteinander
verhandelt haben, lässt durchaus darauf schließen, dass die Liaison
länger dauern kann als die 14 Monate der ersten Regierungskoalition
mit grüner Beteiligung. In Berlin wird das Bündnis sorgfältig
beobachtet werden, denn im Erfolgsfall öffnete es auf Bundesebene
übertragen neue Spielräume abseits einer großen Koalition als letztem
Ausweg zur Macht. Den Grünen und der Kanzlerin. Über solche Optionen
wurde jüngst spekuliert, manch Grüner hätte länger mit der Union
verhandeln wollen. Jürgen Trittins „letzter Wille“ verhinderte jedoch
mehr als zwei Runden, und die Grünen sind nun Opposition. Vielleicht
macht die Entwicklung in Hessen Mut für einen zweiten Anlauf 2017.

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