Rosarote Zahlen
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat den
„Hochschulpakt 2020“ zwischen Bund und Ländern in einer
Zwischenbilanz als Erfolg bezeichnet. Sie verweist dabei auf die
Rekordzahlen bei den Studienanfängern und dass das ursprünglich
verabredete Ziel, 91 000 zusätzliche Studienplätze zwischen 2007 und
2010 zu schaffen, deutlich übertroffen werden konnte. Damit hat sie
einerseits Recht. Mehr Studienplätze und Studienanfänger und sind
gerade im Hinblick auf fehlende Fachkräfte nur zu begrüßen.
Andererseits färbt die Ministerin mit ihrer Interpretation die guten
Zahlen gleich rosarot und verschweigt der Öffentlichkeit Probleme
beim Pakt und in den Hochschulen. Die 182 000 statt 91 000
finanzierten zusätzlichen Studienplätze sind ja nicht freiwillig
geschaffen worden, sie sind das Ergebnis einer gewaltigen
Fehleinschätzung, weil eben viel weniger Studienanfänger erwartet
wurden. Das fügt sich in das Bild, das Zahlen im Hochschulbereich
grundsätzlich ein Problem zu sein scheinen. Um nur ein Beispiel zu
nennen: Dem Bund liegen bis dato keine Angaben über das Verhältnis
von Angebot und Bewerbungen in den Bachelor- und Masterstudiengängen
vor. Hochschulen, die sich aber auf die Zahlen aus der
Verwaltungsvereinbarung zum Hochschulpakt verlassen und entsprechende
Infrastruktur nicht geschaffen haben, müssen jetzt mit den Folgen des
Ansturms kämpfen: überfüllte Hörsäle, zu kleine Mensen, zu wenige
Arbeitsplätze in Bibliotheken. . . Dabei ist auch ein Ziel des
Hochschulpakts, „ein qualitativ hochwertiges Hochschulstudium“ zu
gewährleisten.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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