Südwest Presse: KOMMENTAR · HOMO-EHE

Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA,
Homo-Ehen faktisch zu legalisieren, ist fraglos ein historischer
Meilenstein. Schließlich ist es erst 17 Jahre her, dass Bill Clinton
– wie Barack Obama ein an und für sich sozialliberaler Präsident –
jenes „Defense of Marriage“-Gesetz unterschrieb, das die Ehe
rechtsverbindlich als Bund zwischen Mann und Frau definierte. Das
Gesetz wurde seinerzeit von einer klaren Mehrheit der Amerikaner
unterstützt, und in keinem der 50 Staaten waren Eheschließungen
zwischen Gleichgeschlechtlichen damals erlaubt. In weniger als zwei
Jahrzehnten aber hat sich ein dramatischer gesellschaftlicher Wandel
vollzogen. Die Akzeptanz der Forderung, dass Lebensgefährten ohne
Rücksicht auf ihr Geschlecht dieselben Rechte und Privilegien
genießen sollten wie ein klassisches Ehepaar, hat stark zugenommen.
Zwischenzeitlich erkennen 12 US-Staaten sowie die Bundeshauptstadt
Washington Homo-Ehen an. Die Gerichtsentscheidung könnte nun den Weg
ebnen für die Legalisierung im ganzen Land. Dies heißt aber
keineswegs, dass das Reizthema an Brisanz verliert. Konservative
Gruppen, allen voran tief religiöse Südstaaten-Evangeliker, lassen
kein gutes Haar an dem Urteil, das angeblich „die sakrosankte
Institution der Ehe untergräbt“. Sie melden sich lautstark zu Wort,
gehören aber zu einer schwindenden Minderheit, deren politisches
Gewicht deutlich abnimmt.

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Ulrike Sosalla
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