Aufholjahre
Die Empörung der Arbeitgeber über die Forderungsempfehlung der
Gewerkschaft ist gespielt: Dass die IG Metall ein kräftiges Lohnplus
verlangt, war mehr als absehbar. Ein anderes Vorgehen könnte sie
ihren Mitgliedern auch nicht verkaufen, denn an ihnen ist der rasante
Aufschwung wegen der fast zweijährigen Laufzeit des Tarifvertrags von
2010 schlichtweg vorbeigegangen. Die geringen Tarifsteigerungen sind
durch die Inflation mehr als aufgezehrt. Keine Überraschung also,
wenn die IG Metall ihre Muskeln spielen lässt. Die Arbeitgeber indes
wollen von einem Nachschlag nichts wissen, sie lehnen dies als
Paradigmenwechsel ab. Dabei war in der letzten Runde auch die
Gewerkschaft zum Umdenken bereit, indem sie angesichts dunkler Wolken
auf eine konkrete Forderung verzichtete. Das war damals richtig,
jetzt gibt es andere Vorzeichen. Die meisten Unternehmen legen in
diesen Wochen blendende Zahlen vor. Auch für 2012 scheint die
Stimmung so schlecht nicht zu sein. Die deutsche Industrie ist stark,
und eine konjunkturelle Abschwächung ist kein Anlass für überzogene
Sorgen – so der Industrieverband BDI. Dass es die IG Metall diesmal
übertreibt, ist bislang nicht absehbar. Sie schlägt lediglich wieder
den normalen Weg der Lohnfindung ein. Ohnehin wissen beide Seiten,
dass hinten nicht das herauskommt, was vorne hineingepustet wird.
Doch Aufholjahre darf es nicht nur für die Unternehmer geben.
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Lothar Tolks
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