Unkalkulierbares Risiko
Alfred Ritter ist als sprachmächtiger Unternehmer fast so eine
Marke wie die Schokolade, die er verkauft. Öffentlichkeitswirksam bot
er vor drei Jahren dem Kartellamt die Stirn, das Preisabsprachen
unter vier Herstellern mit Millionenbußen ahndete. Später zahlte er
7,5 Millionen Euro plus Zinsen. Jetzt werden die Waldenbucher in
einem anderen Verfahren erneut zur Kasse gebeten: Vier Hersteller und
sieben Handelsunternehmen sollen sich abgestimmt haben. Die großen
Namen der Lebensmittel-Branche sind darunter, Ritter ist
gewissermaßen in bester Gesellschaft. Das zeigt, dass die Versuche,
dem Wettbewerb ein Schnippchen zu schlagen, auch in Deutschland ein
verbreiteter Sport zu sein scheinen. Tatsächlich ist die
Sünder-Kartei zuletzt immer dicker geworden, gerade erst kam die
Zuckerindustrie hinzu. Früher machte lediglich das Zement-Kartell
immer wieder mit Millionen-Strafzahlungen Schlagzeilen. Dass die
Moral schlechter geworden ist, mag man nicht glauben.
Wahrscheinlicher ist, dass die Kartellbehörde härter durchgreift.
Auch die Kronzeugenregelung tut ein Übriges: Wer die anderen
verpfeift, kommt straffrei davon. Preisabsprachen sind keine
lässlichen Sünden. Sie rütteln an den Säulen der Wirtschaftsordnung.
Den Schaden haben die Verbraucher, die höhere Preise zahlen müssen.
Die Strafen müssen sein, damit der Vorteil des Verbotenen zum
unkalkulierbaren Risiko wird.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218