KOMMENTAR · KITA-TARIFKONFLIKT
   Verdi-Chef Frank Bsirske ist aufs Ganze gegangen – jetzt hat er 
den Salat. In der Tarifrunde für die Beschäftigten des Sozial- und 
Erziehungsdienstes verzichtete seine Gewerkschaft auf die klassische 
Tarifarithmetik und gab die riskante Forderung nach einer höheren 
Eingruppierung für alle aus. Zehn Prozent mehr Geld sollte dabei 
herausspringen – im Schnitt: Damit hat Verdi die Erwartungen der 
Mitglieder in unrealistische Höhen geschraubt. Der Schlichterspruch 
liegt weit darunter – was für wochenlang streikende 
Kita-Erzieherinnen, deren Nerven genauso strapaziert wurden wie die 
der Eltern und Kinder, nicht leicht zu verdauen ist. Dabei haben die 
beiden Schlichter Milbradt und Schmalstieg anständige Arbeit 
geleistet. Sie holten heraus, was aktuell aus den klammen Kommunen 
herauszuholen war: Dauerhafte Entgeltsteigerungen, mehrere neue 
Gehaltsgruppen und Änderungen bei einzelnen Gehaltsstufen. Nicht 
wirklich viel, aber ein Anfang. In sozialen Berufen geht es um nichts
anderes als um Arbeit am Menschen. Steigen die Anforderungen, muss 
sich dies auch im Geldbeutel bemerkbar machen. Nur geht dies (leider)
nicht mit der Brechstange. Realistischer ist eine Aufwertung in 
mehreren Stufen. In diesem Punkt liegen die Schlichter, die eine 
Tarifvertrags-Laufzeit von fünf Jahren vorschlagen, daneben. Drei 
oder vier Jahre tun es auch. Denn ein Lockmittel wird Verdi noch 
brauchen, um über den eigenen Schatten zu springen.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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