Eine Überlebensfrage
Der Knall ließ nicht lange auf sich warten: Am Tag eins nach dem
Bundesparteitag der Linken trat in Balingen der gesamte Kreisvorstand
zurück. Mit dem neuen Parteichef Riexinger habe man keine Chance bei
den bevorstehenden Wahlen, heißt es dort. Beschwichtigungsversuche
des Bundesparteitages in Göttingen, nach den Personalentscheidungen
jetzt die inhaltlichen Gemeinsamkeiten hervorzukehren, verhallten
ungehört am Fuße der Schwäbischen Alb. Aus der Niederlage Dietmar
Bartschs zog man dort personelle Konsequenzen. Im Land ist das ein
Einzelfall – beruhigen kann die Feststellung jedoch nicht. Die Gräben
in der Partei existieren weiter und sie verlaufen nicht nur zwischen
Ost und West. Der neue Vorsitzende Bernd Riexinger wird nicht nur in
Berlin und in den neuen Bundesländern Überzeugungsarbeit leisten
müssen. Auch im Westen stößt der Kurs des linken Gewerkschaftsmannes,
der für harte Oppositionspolitik steht, nicht auf ungeteilte
Zustimmung. Bündnisdebatten sind bei 2,8 Prozent, die die
Südwest-Linke bei der jüngsten Landtagswahl erreichte, ohne Relevanz.
Im Südwesten geht es um das politische Überleben. Doch nicht nur
dort. Der parteiinterne Streit vergrault Wähler und Mitglieder auf
breiter Front. Das geht über Befindlichkeitsstörungen, wie Lafontaine
das formuliert, weit hinaus. Die Linke droht zu implodieren. Offen
ist, ob die neue Spitze die Entwicklung stoppen kann.
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