Flügellahme CDU
Sie sind so sicher wie Regenschauer in diesem Sommer, die
Forderungen aus dem CDU-Wirtschaftsflügel an die Bundeskanzlerin nach
kraftvollerer Führung und einem unternehmerfreundlicheren Kurs.
Angela Merkel kommentiert das schon gar nicht mehr, erst recht nicht
aus dem Urlaub. Die ebenso regelmäßig wie folgenlos vorgetragenen
Mahnungen von wahlweise Fraktionsvize Michael Fuchs oder
Wirtschaftsratschef Kurt Lauk finden nicht mal mehr im Sommerloch
Nachhall. Wie auch? Nicht zuletzt dank Merkels unaufgeregter, auf
Berechenbarkeit ausgerichteter Politik steht Deutschland inmitten
einer krisengeschüttelten EU als bewundertes Wirtschaftswunderland
da. Die Zahl der Erwerbstätigen bricht Rekorde, die Gewinne der
meisten Unternehmen steigen ebenso wie die Löhne ihrer Beschäftigten.
Sorge machen muss den Christdemokraten bloß die Frage, wer – außer
der Parteichefin selbst – noch in der Lage wäre, eine ernsthafte
Debatte in den eigenen Reihen loszutreten. Frauen, Alte, Junge – als
Parteigliederungen finden sie nur am Rande statt. Der
Arbeitnehmerflügel hängt spätestens seit Karl Josef Laumanns Aufstieg
zum Chef der Landtagsfraktion in Düsseldorf schlapp durch. Und die
genannten Vertreter von Mittelstand und Industrie prägten nicht mal
bei ureigenen Themen wie Rentenreform und Mindestlohn die Diskussion.
Zwar versteht sich die CDU seit jeher mehr als loyaler
Kanzlerwahlverein denn als innovative Programmpartei. Doch auf die
Frage, was nach einem unerwarteten Ausfall Angela Merkels käme, gibt
es derzeit nur eine Antwort: ein großes Vakuum – und zwar nicht nur
personell.
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