Südwest Presse: KOMMENTAR · NAHVERKEHR

Streikende Arbeitgeber

Die meisten Arbeitgeber im öffentlichen Dienst dürften sich längst
nach den alten Zeiten sehnen, als Bund, Länder und Kommunen noch in
einem Boot saßen und es einen Tarifvertrag für alle Staatsdiener gab
– bis hin zum Busfahrer und Straßenkehrer. Wenn es bei
Tarifauseinandersetzungen mal krachte, dann zwar gewaltig wie beim
republikweiten Arbeitskampf 1992. Aber das hatte Seltenheitswert.
Doch inzwischen kochen immer mehr Sparten ihr eigenes Süppchen. Ob
Klinikärzte, Erzieherinnen – oder nun die Beschäftigten im
baden-württembergischen Nahverkehr: Alle naselang kämpft eine andere
Gruppe um bessere Arbeitsbedingungen. Eine logische Konsequenz aus
der Entwertung der Tarifgemeinschaft. Dass sich auch die Bus- und
Straßenbahnfahrer im Südwesten nun auf ihre ureigenen Bedürfnisse
konzentrieren – zumal diese im harten Wettbewerb der Verkehrsbetriebe
immer mehr unter die Räder geraten -, ist da nur folgerichtig. Und
dass sie dafür auch streiken, ist legitim, obwohl es – wie übrigens
immer in Tarifkonflikten – unbeteiligte Dritte trifft: Pendler und
Schüler. In Stuttgart hat das Lohngefecht allerdings eine Dimension
erreicht, die nichts Gutes ahnen lässt. Während die Gewerkschaft
Notdienste anbot, lassen die Arbeitgeber – ohne Not – die Züge und
Busse einfach stehen. Das sieht nach einer Trotzreaktion aus. Nur:
Wenn beide Seiten streiken, rückt ein Kompromiss in weite Ferne.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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