Fatale Geheimniskrämerei
Der Skandal passt wie die Faust aufs Auge. Vor Tagen erst wurde
das neue Transplantationgesetz im Bundesgesetzblatt veröffentlicht –
und jetzt dieser Schlag: Ein Arzt soll durch Manipulationen eigene
Patienten bei der Organvergabe begünstigt haben. Ob aus Geldgier oder
anderen Gründen, ist noch offen. Der Schaden ist bereits groß. Der
Vorfall zeigt nämlich, dass eines beim Thema Organspende nicht
genügt: Vertrauen. Was haben Bundestagsabgeordnete nicht alles
unternommen, um die Spendebereitschaft anzukurbeln. Der Bedarf ist
groß – das Zögern seitens der Gesunden ebenso. Deshalb werden sie
künftig in regelmäßig angefragt, ob sie bereit sind, nach der
Feststellung ihres Hirntodes Herz, Niere oder Lunge Schwerstkranken
abzugeben. Das beständige Nachbohren soll helfen, Bequemlichkeit und
Zweifel zu überwinden. Überzeugungsarbeit leistet es nicht. Das
schaffen nur klare Strukturen, Transparenz und gut funktionierende
Kontrollen. Daran hapert es. Zwar wurden Prüfkommissionen eingesetzt,
doch ihre Befugnisse sind beschränkt. Auch von Transparenz kann keine
Rede sein. Welche Verstöße die Kontrolleure registrieren, wer an
Verstößen beteiligt ist, ob Versäumnisse geahndet wurden, all das
erfährt die Öffentlichkeit nicht. Geheimniskrämerei schafft kein
Vertrauen. Sie fördert Missbrauch. Wie in Göttingen. Der Arzt war
schon einmal aufgefallen, nur wusste das die Göttinger Klinik nicht.
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Lothar Tolks
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