Südwest Presse: KOMMENTAR · PEGIDA

Doppeltes Verhängnis

Die islamfeindliche Bewegung Pegida zerlegt sich. Das wundert
nicht. Nach dem Rückzug des Gründers Horst Bachmann vor einer Woche
ging es gestern Schlag auf Schlag. Noch bevor man sich an die neuen
Gesichter gewöhnen konnte, waren sie weg. Den Führungsleuten um
Kathrin Oertel wurden zwei Faktoren zum Verhängnis: Sie wurden in
sozialen Netzwerken und im Alltag mit einer Gegnerschaft
konfrontiert, die sie mit ihrem maßlosen Anspruch „WIR sind das Volk“
selbst schürten. Die gegenüber Migranten formulierte Ausgrenzung
schlug auf die Organisatoren zurück. Zudem war dem Team wohl selbst
nicht mehr klar, wofür die Bewegung noch steht: für den Hass auf
Ausländer und Muslime, die Abscheu auf gebührenfinanziertes Fernsehen
oder allgemein für den Widerwillen gegenüber Politik, Presse und
gesellschaftlichen Institutionen? Unter dem Mantel von Pegida und
ihren Ablegern sammelte sich vieles – vor allem rechte Gesinnung.
Diese wird nach dem Rückzug der Pegida-Spitze nicht verschwinden. Die
Montagsdemonstranten haben sie spruchfähig gemacht – und die bereits
nachweisbar gestiegene Gewalt gegenüber Flüchtlingen und Fremden
befördert. Die Politik muss den rechten Konsorten Grenzen setzen.
Nicht ignorieren kann sie den Verdruss vieler Mitläufer. Doch werden
diese ihre Anliegen klar benennen müssen. Sich in einer rechten
Sammlungsbewegung zu verstecken reicht nicht.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218