Südwest Presse: KOMMENTAR · SCHLECKER

Für die Gralshüter der Marktwirtschaft ist die Welt
seit gestern wieder in Ordnung. Mit ihrem Nein zu den
Schlecker-Bürgschaften haben die FDP-Wirtschaftsminister in
Niedersachsen, Sachsen und zuletzt in Bayern gezeigt, dass auf ihre
Linientreue Verlass ist. Wäre ja noch schöner, wenn „Willkür“,
„Gutsherrenart“ und „Planwirtschaft“ um sich greifen würden, so
ähnlich hat es Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil formuliert.
Für die 10 000 Mitarbeiter, vor allem sind es Frauen, bedeutet diese
Haltung vor allem eines: Sie verlieren zum 1. April ihren Job. Da
hilft auch der Verweis auf die zigtausend freien Stellen im Handel
herzlich wenig. Denn diese sind eher in Ballungsgebieten, kaum
dagegen auf dem flachen Land zu finden, wo Schlecker sehr aktiv war.
Die Auffanggesellschaft hätte den Frauen bei der Arbeitssuche
geholfen und die Härten des Stellenabbaus abgemildert. Nicht nur den
Betroffenen ist schwer zu vermitteln, weshalb der Freistaat Bayern in
letzter Minute als Bürge abgesprungen ist. Warum hat
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kein Machtwort gesprochen?
Weil dann die Koalition mit der FDP geplatzt wäre und das
Schockwellen bis nach Berlin ausgesandt hätte? Die Neinsager müssen
mit dem Vorwurf leben, dass ihnen Parteipolitik wichtiger ist als
zigtausende Existenzen. Die FDP hat sich bei einem Großthema
profiliert. Ob sie das vor einem Dasein als Splitterpartei bewahren
wird, ist äußerst fraglich.

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Lothar Tolks
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