Vertrauen ist der entscheidende Faktor auf den
internationalen Kapitalmärkten. Nur wenn die Geldgeber darauf
vertrauen, dass sie ihr Kapital sicher zurückbekommen, verleihen sie
es zu niedrigen Zinsen. So gesehen ist eigentlich nichts passiert.
Die Ratingagentur Standard & Poor–s droht zwar damit, die
Kreditwürdigkeit selbst von Deutschland herabzustufen. Aber die
Kapitalmärkte beeindruckt das nicht: Weder das Zinsniveau noch die
Börse haben sich groß bewegt. Der einfache Grund: Die Kapitalanleger
brauchen keine Ratingagentur um festzustellen, dass Europa
unkoordiniert und unentschlossen agiert. Da reicht ein Blick in die
Zeitung. Daher bringt die politische Diskussion wenig, ob die
Agenturen zu viel Macht haben oder sich gar mit den USA gegen Europa
verschworen haben. Das reguliert der Markt. Die Drohung von Standards
& Poor–s ist dennoch ein wichtiges und hoffentlich wirksames Signal
an den EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag: Europa muss sich endlich
auf ein entschiedenes Handeln gegen die Ursachen der Euro-Krise
einigen. Die Staaten müssen ihre nationalen Egoismen über Bord werfen
und ihre zu hohe Staatsverschuldung reduzieren – nicht irgendwann,
sondern sofort. Wie schwierig das ist, zeigt der Widerstand der
Opposition im kleinen Österreich, eine Schuldenbremse in die
Verfassung zu schreiben. Nur wenn jeder nicht nur auf den eigenen
Kirchturm sieht, lässt sich Vertrauen zurückgewinnen.
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Lothar Tolks
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