Südwest Presse: Kommentar: Sicherheit

Keine einfachen Lösungen

Aus der Trauer über die Opfer von Brüssel wächst Wut auf die
Täter. Und neben dieser Wut wachsen Vorwürfe gegen die, die die Taten
nicht verhindert haben. Europas Sicherheitsarchitektur ist instabil
und durchlässig, sagen Amerikaner und Israelis. Wir opfern unsere
Freiheit nicht unserer Angst, sagen liberale Europäer. Beide haben
Recht. Klar ist, Europa kann und muss sich besser schützen. Doch
schon nach den Anschlägen in Paris haben Sicherheitsbehörden und
Justiz mehr Kompetenzen, Geld und Personal bekommen. Das war
angesichts der Bedrohung durch eine wachsende
salafistisch-dschihadistische Szene und hunderte Syrien-Rückkehrer
dringend nötig. Diese Terrorpakete müssen aber erst umgesetzt, das
Personal eingestellt und ausgebildet werden, bevor man neue schnürt.
Was schnell verbessert werden kann, ist der Austausch zwischen
Sicherheitsbehörden im Schengen-Raum. Dass die Mörder von Paris wie
Brüssel zwischen Syrien und EU hin und her reisten, dass sie
unbehelligt – obwohl sie bekannt waren – durch Europa fuhren, ist
untragbar. Deutsche Polizisten müssen erkennen, wenn sie
Terror-Verdächtige aus anderen EU-Staaten kontrollieren. Doch klar
ist auch: Sicherheit ist nie absolut. Wer versucht, sie trotzdem und
unter Preisgabe immer weiterer Freiheitsrechte zu erkaufen, der
verkauft den Wesenskern unserer Gesellschaften. Aus Trauer, Wut und
Sehnsucht nach Schutz darf keine Paranoia-Politik wachsen.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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