Südwest Presse: KOMMENTAR · SLOWAKEI Die Folgen der Angst

Politische Konsequenzen hat das gescheiterte
Referendum gegen ein Verbot der Homo-Ehe in der Slowakei nicht. Im
konservativ geprägten Land sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften
seit Jahren verboten. Mit der Volksabstimmung sollte etwas anderes
gezeigt werden: das generelle Unbehagen gegenüber Homosexuellen. Die
in Europa voranschreitende Anerkennung der sexuellen Minderheit, das
Verbot ihrer Diskriminierung, kommt rund 25 Jahre nach dem Fall der
Ostblockgrenzen noch nicht in jedem EU-Mitgliedsland gut an. Zu tief
verwurzelt ist das Tabu vorangegangener Jahrzehnte. Menschen, oft mit
kirchlichem Hintergrund, fürchten eine noch weitergehende
Liberalisierung. Nicht nur in der Slowakei. Ein auf Ausgrenzung
zielendes Gesellschaftsbild findet sich heute in vielen Staaten.
Während weltweit in 15 Ländern gleichgeschlechtliche Partnerschaften
vor dem Gesetz möglich sind, verschanzen sich andere hinter einer
nicht selten militanten Ablehnung. In mindestens 76 Staaten ist
Homosexualität verboten, in sechs wird sie gar mit dem Tode bedroht.
Doch was macht die persönliche Veranlagung einer kleinen, meist
unauffälligen Minderheit für viele Menschen so bedrohlich, dass
Rechte und Entfaltung Homosexueller beschnitten werden müssen?
Möglicherweise ist es der Verlust eindeutiger Rollen- und
Familienbilder, der Argwohn aufkommen lässt. So zeigt sich am Umgang
mit dem Thema Homosexualität auch das Verhältnis zur Moderne. In der
Slowakei und in anderen europäischen Staaten muss die EU dafür
sorgen, dass aus den Ängsten der einen keine Repressionen für andere
werden.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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