Südwest Presse: KOMMENTAR · SOFTWARE Analoge Welt

Computer, Handys und die darauf installierten
Programme dürften teurer werden. Der Grund: Der Europäische
Gerichtshof erlaubt den Verkauf gebrauchter Software. Unternehmen wie
Microsoft, Oracle, Adobe, aber auch die Programmierer millionenfach
verkaufter Apps fürs Handy werden Umsatzrückgänge verzeichnen und
ihre Produkte teurer verkaufen. Möglicherweise geraten digitale
Geschäftsmodelle sogar in Gefahr. Denn Software kann nun theoretisch
unendlich oft weiter verkauft werden – ohne dass der Ersteller etwas
daran verdient. Im Gegensatz zu einem gebrauchten Fahrrad nutzt sich
ein benutztes Betriebssystem nicht ab. Zwar muss der Verkäufer dieses
von seinem Gerät löschen. Aber wer soll das nachprüfen? Und: Wer
kontrolliert, dass die angebotene Software aus legaler Quelle stammt
und nicht etwa aus einer dunklen Ecke des Internets? Der Käufer
bestimmt nicht. Selbst wenn er ehrlich ist oder Angst hat, entdeckt
zu werden, ist es schwer, Raubkopien von legalen Produkten zu
unterscheiden. So gesehen hat der EuGH dem Wert geistigen Eigentums
einen Bärendienst erteilt. Andererseits: Warum sollen Programmierer
Käufern vorschreiben dürfen, was sie mit ihrem Produkt machen? Nur
weil sich Illegalität schwer verhindern lässt? Ein Besitzer muss das
Recht haben, für den bestehenden Wert seines gebrauchten Gutes Geld
zu erlösen. Wir leben schließlich in einer analogen Welt.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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