Durchhalteparolen
Wir waren schon mal weiter, sagte Willy Brandt als scheidender
SPD-Vorsitzender zu seiner Partei, weil sie ihm die Gefolgschaft
verweigert hatte. Heute mag man seinen Satz auf die Chancen der
Genossen münzen, im Herbst den Kanzler zu stellen. Unter Brandts
Verantwortung ist die SPD im Bund von 31 auf fast 46 Prozent
geklettert. Derzeit wären 31 Prozent schon eine schöne
Stabilisierung. Den Genossen selbst bleibt in der misslichen Lage
nichts anderes, als die üblichen Durchhalteparolen zu vertreten. Und
still zu hoffen, dass ihr Kandidat Steinbrück nicht Anlass zu
weiteren Negativschlagzeilen liefert. Sondern den Nachweis antritt,
dass ihm Sorgen und Nöte ganz normaler Menschen wichtiger sind als
Kanzlereinkommen oder Rednerhonorare. Von jemandem, der das
wichtigste politische Amt im Land anstrebt, muss diese Fähigkeit
erwartet werden. Schon am 20. Januar steht der nächste Test an, wie
es um die Standhaftigkeit von Kandidaten und Partei bestellt ist.
Schwierig ist der Durchhänger des SPD-Hoffnungsträgers auch für die
Grünen als erklärten Bündnispartner. Je länger Steinbrücks Tief
andauert, desto sicherer wird, dass Angela Merkel Kanzlerin bleibt
und sich nach der Wahl ihren Koalitionspartner aussuchen kann – nach
Lage der Dinge entweder Rote oder Grüne. Mit Loyalitätsadressen an
Peer Steinbrück tut sich die Grünen-Spitze deshalb zunehmend schwer.
Sie fallen pflichtschuldig aus, nicht überzeugt.
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