Südwest Presse: KOMMENTAR · STEUERHINTERZIEHUNG

Tiefer Fall

Zyniker könnten es als Beweis der Emanzipation feiern: Nicht nur
FC-Bayern-Boss Uli Hoeneß hat mit einem Konto in der Schweiz
hierzulande Steuern hinterzogen, sondern auch die Frauenrechtlerin
Alice Schwarzer. Damit sind gleich zwei tief gefallen, die sich
selbst gerne als moralische Instanzen inszeniert haben. Unerträglich
ist die Selbstgerechtigkeit, mit der sich die „Emma“-Herausgeberin zu
rechtfertigen versucht. Sie sei nachlässig gewesen, habe den Fehler
aber wieder gutgemacht. 200 000 Euro Steuern habe sie für die letzten
zehn Jahre nachgezahlt. Alles gut? Davor lag mindestens ein
Jahrzehnt, für das die Steuerschuld verjährt ist. Damit ist sie fein
raus. Doch das sagt sie nicht. Steuerhinterziehung galt lange als
Kavaliersdelikt. Vermutlich auch für André Schmitz, den Berliner
Kulturstaatssekretär, der gestern Abend zurückgetreten ist. Wer hat
schon einen Schaden – außer dem Staat. Das ist der Punkt: Die Dummen
sind die ehrlichen Steuerzahler, die sich von solchen Prominenten
verhöhnt fühlen. Auf einem anderen Blatt steht, dass das
Steuergeheimnis offenbar nichts mehr wert ist, auf das auch Schwarzer
vertrauen durfte. Aber das wissen wir spätestens, seit 2008 die
Hausdurchsuchung beim ehemaligen Post-Chef Klaus Zumwinkel wegen des
Verdachts der Steuerhinterziehung vor laufenden Kameras stattfand.
Recht und Gesetz gelten auch dabei für jeden, egal ob prominent oder
nicht.

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Ulrike Sosalla
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