Südwest Presse: KOMMENTAR · STRAUSS-KAHN

Weiter im Abseits

Manche Bilder sagen mehr als Worte. Jene in der Zeitung „Le
Parisien“ veröffentlichte Karikatur zum Beispiel, die zweimal
Dominique Strauss-Kahns linkes Handgelenk darstellt: einmal mit einer
elektronischen Handfessel, das andere Mal mit einer Rolex. Die sich
abzeichnende juristische und persönliche Rehabilitation des
abgestürzten Polit-Stars „DSK“ ist nicht gleichzeitig auch eine
politische. Der Ruf, ein notorischer Frauenheld zu sein, hat
Strauss-Kahn bei seinen Landsleuten nie geschadet. Doch einem
Spitzenpolitiker, der beim Anblick weiblicher Wesen alle
Zurückhaltung fahren lässt, mögen selbst die lockeren Franzosen nicht
unbedingt die Verantwortung für ihren Staat in die Hände legen. Dass
Strauss-Kahn ein Vergewaltiger ist, haben die meisten nie glauben
mögen. Auch seine Frauengeschichten waren ihnen egal, zumal sie
offenbar von seiner Gattin geduldet wurden. Die rote Linie der
Disqualifikation aber wurde mit dem – zu Recht oder Unrecht –
entstandenen und von zahllosen Medien geschürten Eindruck
überschritten, die Sexbesessenheit des Sozialisten könnte zum
Sicherheitsrisiko werden. Ob dieser Eindruck falsch ist, steht noch
nicht fest. Schon deswegen darf Strauss-Kahn kaum hoffen, sein
verlorenes Ansehen so rasch wieder herzustellen. Dass er nun, wo der
Luxus-Hausarrest aufgehoben wurde, Pläne für einen Umzug in den
Élysée-Palast machen kann, ist also unwahrscheinlich.

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Lothar Tolks
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