KOMMENTAR · STROMTRASSE
Sinnloses Monstrum Für die Bürgerinitiativen, Kommunen und
Landkreise war es ein jahrelanger Kampf, der nun ausgestanden
scheint: Die höchst umstrittene Stromtrasse, die Windstrom aus dem
Norden vom Umspannwerk in Hüttlingen-Goldshöfe in die Region
Stuttgart transportieren sollte, ist vom Tisch. Zumindest vorläufig.
Der Protest gegen die gigantischen Masten hatte nur teilweise etwas
mit dem Sankt-Florians-Prinzip zu tun. Es ging nicht darum, die
Leitung in den Nachbarort zu verbannen. In einem großen Kraftakt
haben sich unzählige Kommunen, drei Landkreise und zehn
Bürgerinitiativen zusammengeschlossen und sich immenses Fachwissen
angeeignet. Und konnten schlüssig nachweisen, dass diese Trasse in
Richtung Stuttgart sinnlos ist. Das hat nun auch die
Bundesnetzagentur erkannt: Es kann nicht für jedes Kilowatt
Windkraft, das möglicherweise einmal zu viel produziert wird,
Leitungskapazität mit doppelter Sicherheitsreserve vorgehalten
werden. Zumal fraglich ist, ob diese Reserve jemals benötigt wird.
Denn ein Gutachten hatte im vergangenen Jahr aufgezeigt, dass die
Leitung maximal zu 17 Prozent ausgelastet sein werde, im Durchschnitt
gar nur absurd niedrige sechs Prozent. Dass so den Anwohnern das
Monstrum vor der Haustüre nicht zu vermitteln war, dämmerte langsam
auch den Verantwortlichen. Konsens bei den Trassengegnern war immer:
Energiewende ja, neue Leitungen nur dann, wenn sie auch notwendig
sind. Eigentlich selbstverständlich. Doch da eine hohe Rendite lockt,
versuchen Netzbetreiber offenbar gerne, eine Trasse durchzuboxen.
Aber hier waren die Bürger wachsam.
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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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