Südwest Presse: KOMMENTAR · STROMVERSORGUNG

Auf dem Holzweg

Preiswert an der Börse, teuer für Verbraucher und
Kraftwerksbetreiber zahlen drauf, wenn sie Altanlagen laufen lassen:
So lässt sich das Dilemma der Energiewende kurz umschreiben.
Hauptgrund: Die Politiker in Bund und Ländern haben es versäumt, sich
auf ein langfristiges Konzept zu einigen und es umzusetzen. Das
Ärgerlichste daran, mittelständische Wirtschaft und Privathaushalte
tragen die Hauptlast. Die schrillsten Auswüchse: An sonnigen
Sonntagen bezahlen die Deutschen Millionenbeträge dafür, dass die
Kilowattstunden Abnehmer finden. An Wintertagen gibt es Engpässe,
weil Kraftwerke nicht so rasch verfügbar sind, wenn etwa plötzlich
der Wind einschläft. Dabei ist klar, was passieren muss: Wer auf
erneuerbare Energien setzt, muss regulierend in das
Stromversorgungssystem eingreifen. Sonst schafft er Überkapazitäten,
die allen Beteiligten massive, vor allem finanzielle Probleme
bereiten. Er muss dafür sorgen, dass Stromproduktion vorgehalten
wird, die einspringt, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint.
Das gibt es nicht zum Nulltarif. Längerfristig müssen Anlagen
bereitstehen, die schnell an- und abgeschaltet werden können. Die
Stromunternehmen verhalten sich daher korrekt, wenn sie Kraftwerke
abstellen, die nur Geld kosten. Stromausfälle sind deshalb noch
keineswegs zu befürchten. Dafür sind die Überkapazitäten zu üppig.
Versäumt haben die Konzerne, in Strukturen der umweltfreundlichen und
letztlich preiswerteren Energieversorgung zu denken. Kleinere,
effiziente Kraftwerke und dezentrale Solar-, Wind- und
Biomasseanlagen passen zusammen. Das jetzige Modell ist ein
kostspieliger Holzweg.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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