Südwest Presse: Kommentar: Stuttgart 21

Rüdiger Grube ist eine Art Teflon-Manager: Die
Deutsche Bahn mag noch so große Probleme haben, am
Vorstandsvorsitzenden bleibt nichts hängen. Zumindest nicht so viel,
dass er seinen Posten verlieren würde. Im letzten Jahr wurde der
halbe Vorstand ausgetauscht, weil es im Fernverkehr ähnlich schlecht
läuft wie beim Gütertransport. Nur Grube konnte sich halten. Dabei
trägt er letztlich die Verantwortung. So ist es jetzt offenbar auch
bei Stuttgart 21 gelaufen. Die Aufsichtsräte sind zu Recht verärgert,
weil ihnen der Vorstand lange erzählt hat, das schwierige
Milliarden-Projekt sei im Plan. Erst vor zwei Wochen erfuhren sie und
die Öffentlichkeit, dass es doch noch teurer wird und länger dauert.
Das geht zunächst aufs Konto von Infrastruktur-Vorstand Volker Kefer,
der direkt dafür verantwortlich ist. Er wusste genau, was für ein
sensibles Projekt 21 ist. Dass er gehen musste, war äußerst
konsequent. Damit ist Grube aber nicht aus dem Schneider. Entweder
weiß er nicht, was bei Stuttgart 21 läuft, oder er greift nicht
rechtzeitig ein. Es bleibt wieder einmal der Eindruck, dass die
Verantwortlichen den Bau des gigantischen Tiefbahnhofs nicht im Griff
haben. Nur scheibchenweise wächst die Rechnung. Längst ist der
Zeitpunkt überschritten, an dem ein Aus noch realistisch gewesen
wäre. Das aber darf kein Freibrief für die Bahn-Manager sein, es
durchzuziehen, koste es was es wolle. Daran muss sich auch Grube
messen lassen.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218