Nato-Partner in der Pflicht
Ankara rasselt mit dem Säbel. Während in der Grenzstadt Akcakale
die fünf Opfer zu Grabe getragen wurden, nahm die türkische
Artillerie stundenlang syrische Stellungen jenseits der Grenze unter
Beschuss. Gleichzeitig ließ sich Regierungschef Erdogan demonstrativ
vom Parlament für ein Jahr mögliche Armeeeinsätze auf syrischem
Gebiet genehmigen. Die Führung in Ankara steht unter Druck. Sie weiß,
dass der Unmut im eigenen Land über ihre Syrien-Politik wächst.
Tausende Kämpfer machen die Grenzregionen unsicher, fast 100 000
Flüchtlinge in Zelten müssen über den kommenden harten Winter
gebracht werden. Und im benachbarten Bürgerkrieg sieht alles nach
einem langwierigen und blutigen Patt aus. Die Türkei will mehr Druck,
sie will endlich von außen militärisch eingreifen, um den Sturz
Assads zu beschleunigen – doch nicht im Alleingang, sondern nur mit
Rückendeckung der Nato. In Europa aber ist derzeit niemand bereit,
seine Kampfjets für eine Flugverbotszone in Stellung zu bringen.
Entsprechend vorsichtig und beschwichtigend fielen die Reaktionen in
den Hauptstädten aus. Keine Regierung will sich in den Bürgerkrieg
verwickeln lassen, erst recht nicht hinter den Türken her in das
innersyrische Gemetzel schlittern. Doch dann müssten die Nato-Partner
bedrängten Anrainerstaaten wie der Türkei wenigstens helfen, die
humanitäre Last der Katastrophe besser zu tragen.
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Lothar Tolks
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