KOMMENTAR · WAFFENRECHT
Verbote allein helfen nicht Kaum gibt das Entsetzen ausreichend
Raum für Trauer und Mitgefühl, schon liefert die politische Klasse
ein tristes Schauspiel öffentlicher Profilierungsversuche. Da fordert
gestern Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) eine
Verschärfung des Waffenrechtes, prompt zeiht ihn der Landes-Vize der
FDP Hartfrid Wolff der Trittbrettfahrerei. Ein Schelm, wer hier wie
da an Populismus denkt. Zwar kann man Grün-Rot im Land gewiss nicht
vorwerfen, das Thema Waffenrecht wie Kai aus der Kiste holen zu
wollen. Lange vor Oslo hatten beide Parteien eine
Bundesratsinitiative im Koalitionsvertrag vereinbart. Das Reflexhafte
der Gall–schen Initiative wirkt freilich schon ein wenig so, als
wolle hier jemand auf der Schock-Welle ins politische Sommerloch
surfen. Dafür aber taugt Oslo ebenso wenig wie weiland Winnenden.
Über das Verbot von großkalibrigen Faustwaffen in Privathand kann man
nachdenken. Auch der Umgang mit Shooter-Spielen in Jugendhand
erreicht gewiss demnächst erneut die politische Debatte. Doch zeigt
nicht gerade der Sprengstoffanschlag in Oslo, dass solche Taten nicht
allein durch das Verbot von Tatmitteln verhindert werden können? In
diesem Punkt hat FDP-Vize Wolff vollkommen recht. Verbote können
allenfalls Flankenschutz geben auf dem Weg zu einer Gesellschaft
freiheitlichen Miteinanders, zu einer Kultur des Hinsehens wider die
Verrohung und Vereinzelung.
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Lothar Tolks
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