Zu träge, zu eitel
Die Misere ist seit Jahren bekannt: Die Gymnasiasten im Süden der
Republik legen eine Reifeprüfung ab, die Schüler im Norden machen ein
Billigabitur. Unzählige Studien zeigen, dass die Wissens- und
Leistungsunterschiede am Ende der Schulzeit bis zu zwei Jahre
betragen. In Zeiten, in denen jedes Zehntel beim Kampf um einen
Studienplatz zählt, gehört das zu den großen Ungerechtigkeiten des
deutschen Bildungssystems. Hier trifft es die Leistungsstarken, denen
das Abitur mancherorts nicht geschenkt wird. Was der hochrangig
besetzte Aktionsrat Bildung nun vorschlägt, ist ein zaghafter Schritt
in die richtige Richtung. Man merkt der Empfehlung an, dass ihre
Verfasser um die Trägheit des Bildungsföderalismus und die
Eitelkeiten und Machtansprüche der Kultusminister wissen. Von 2018 an
eine gemeinsame Prüfung in Deutsch, Mathe und Englisch, die ein
Zehntel der Abiturnote ausmachen soll: Mehr scheint nicht möglich.
Das alles nervt Eltern und Schüler ungemein, die Mehrheit fordert ein
Zentralabitur. Mobilität wird heute verlangt, also auch der Umzug in
ein anderes Bundesland. Nur die Bildungspolitiker mögen sich nicht
bewegen. Ein Ende der Kleinstaaterei ist nicht in Sicht. Dabei könnte
es so einfach sein: Republikweit lösen alle Abiturienten
gleichwertige Aufgaben. Das Niveau sollte sich daran orientieren, was
Gymnasiasten in Baden-Württemberg und Bayern schon heute leisten
müssen.
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Lothar Tolks
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