Der Krieg in Afghanistan fordert viele Opfer. Auf dem
fernen Schlachtfeld sterben Aufständische, Zivilisten und Soldaten,
in der Heimat bleiben Wahrheit, Transparenz und Glaubwürdigkeit auf
der Strecke. Ein faires Urteil über die reale Lage am Hindukusch und
den Sinn der Militärmission fällt daher schwer – es wird vereitelt
durch die regierungsamtliche Geheimhaltung, Verharmlosung und
Vertuschung. Die Veröffentlichung vertraulicher US-Dokumente über den
Afghanistan-Einsatz lüftet diesen Schleier zwar für einen Moment,
doch ein lückenloses Bild über die akuten Zustände im Kampfgebiet
liefern die Unterlagen nun auch wieder nicht. Sie bestätigen
allerdings die Befürchtung, dass weder die Parlamente noch gar das
breite Publikum über alle Details der Kriegsführung informiert
werden, nicht einmal über den Grad der Gefährdung, dem unsere
Soldaten tatsächlich ausgeliefert sind. Je mehr Einzelheiten über die
Sicherheitsrisiken, das Chaos, die Korruption und die Verstrickung
der Geheimdienste in Afghanistan ans Licht kommen, umso größer aber
werden die Zweifel der Bürger und ihr Widerstand gegen eine
Fortsetzung der folgenreichen Operation. Die politische Formel von
der realistischen Abzugsperspektive und einer Übergabe in
Verantwortung dürfte dem wachsenden Druck der Kritiker nicht mehr
lange standhalten. Die Geduld der Öffentlichkeit ist allmählich
aufgezehrt.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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