KOMMENTAR zu· ARBEITSZEITVERKÜRZUNG
Ausgabe vom 18.09.014 Die Chemie-Gewerkschaft ist bisher nie mit
Kampf-Kampagnen aufgefallen, sie wird von den Arbeitgebern als
ausgesprochen sach- und konsenorientiert hoch geschätzt. Ihr
Vorschlag, älteren Arbeitgebern bessere Möglichkeiten einzuräumen,
gleitend in die Rente zu gelangen, kann man deshalb nicht als
Profilierungsversuch abtun. Flexibilität – das war früher ein
Fremdwort, bei Arbeitszeiten ebenso wie bei Renten. Das hat sich
zumindest bei den Arbeitszeiten gründlich geändert. Aber auch die
Rente ist eben erst von der Politik als Füllhorn wieder entdeckt
worden, mit dem man Wohltaten ausschütten kann. Ob dies ein guter
Ansatz ist, den deutschen Wohlfahrtsstaat zukunftsfester zu machen –
wohl kaum. Gegen flexible Regelungen, wonach ältere Mitarbeiter ihrem
Wunsch gemäß weniger arbeiten, ist nichts einzuwenden. Es gibt dazu
in den einzelnen Branchen Modelle – und es gibt betriebliche
Lösungen. Sie können von den Tarifparteien auch künftig ausgehandelt
werden. Am besten flexibel – nämlich von der Leistungsfähigkeit der
jeweiligen Branche oder des Betriebs abhängig. Was es nicht mehr gibt
und auch künftig nicht geben sollte: Dass der Staat oder die
Rentenkasse die finanzielle Lücke, die bei Arbeitszeitverkürzung
entsteht, wieder teilweise auffüllt. Darauf aber laufen alle
Anregungen hinaus, auch die der Chemie-Gewerkschaft. Wie dies konkret
umgesetzt werden soll, bleibt schleierhaft.
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Ulrike Sosalla
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