Italiens Verschwörungstheoretiker haben nach
Berlusconis angekündigtem Rückzug aus der aktiven Politik geunkt, der
bereits mehrfach politisch Todgesagte werde in Kürze
wiederauferstehen. Kaum ein Motiv dürfte für den 1994 in die Politik
gegangenen Unternehmer so stark sein, wie die Verurteilung wegen
Steuerhinterziehung. Daran wird auch der teilweise Straferlass nichts
ändern, der die Haft auf ein Jahr beschränkt. Mailänder Richter
beschimpft Berlusconi seit Jahren kommunistisch unterwandert zu sein.
Andere Gründe für die zahlreichen Prozesse gegen ihn kann Berlusconi
nicht erkennen. In der von ihm unter dem Eindruck der
Korruptionskandale 1994 ins Leben gerufenen Partei wird um die
Nachfolge gerungen. Kein Parteimitglied bedauerte Berlusconis
Rückzug. Doch ohne seine Unterstützung wird auch der zum Kronprinzen
stilisierte Parteichef Alfano die Urwahl nicht gewinnen können. In
Gerichtsverfahren und in der Politik erwies Berlusconi sich bisher
als schlechter Verlierer. Nie erkannte er ein Urteil gegen seine
Person an, geschweige denn die Unabhängigkeit der Justiz. Nicht zum
ersten Mal geben die Mailänder Richter ihm mit dem Urteil nun die
Gelegenheit, als Märtyrer wie ein Phönix aus der Asche aufzusteigen,
und Italien zu retten – als Kandidat für das Amt des Regierungschefs.
Angesichts der verheerenden Bilanz nach seiner 18-jährigen
Amtsführung wäre das jedoch geradezu desaströs.
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