Kommentar zu ENTWICKLUNGSHILFE , Ausgabe vom 22.
09.2010 Wäre nur ein kleiner Teil der vielen Milliarden, die die
Industriestaaten zur Überwindung der Finanzkrise in die Hand genommen
haben, den armen und ärmsten Menschen zugeflossen – es gäbe weniger
Elend in der Welt. Doch auch auf der staatlichen Ebene ist den
Reichen das Hemd näher als der Rock. Die hochtrabend als
„Millenniumsziele“ bejubelten Entwicklungsvorhaben des Jahres 2000
werden verfehlt. Keiner weiß, ob sie je erreicht werden. Natürlich
ist das eine Frage der Prioritäten. Wer mit fragwürdiger Begründung
milliardenverschlingende Kriege im Irak oder in Afghanistan führt,
ist nicht besonders glaubwürdig, wenn er wegen vorgeblich fehlender
Mittel bei der Entwicklungshilfe kürzt. Doch die Skeptiker erhalten
auch immer neue Nahrung, weil gut gemeinte Hilfe durch Korruption und
Misswirtschaft in vielen bedürftigen Ländern nie bei den wirklich
Armen ankommt. Nicht nur das finanzielle Volumen, auch die Effizienz
der Entwicklungspolitik lässt zu wünschen übrig. Manches spricht
dafür, dass jenseits staatlicher Strukturen und jenseits
bürokratischer Riesenapparate wie der Uno wirksamere Hilfe zur
Selbsthilfe möglich wäre. Doch da sich mit einem Bekenntnis zur
Entwicklungshilfe keine Wahlen gewinnen lassen und die Politiker
westlicher Staaten in der Frist von Legislaturperioden denken, werden
diese Probleme nie wirklich gelöst werden. Millennium für Millennium.
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Lothar Tolks
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