Ein Irrer, wie Grünen-Schlachtross Cohn-Bendit
vermutet? Das ist Thilo Sarrazin nicht. Seine aus Wahrheit,
Überspitzung und rassistischer Lüge vermengten Thesen bringt er so
klug an, dass es offenbar kaum noch Wichtigeres gibt in der Republik.
Sarrazin erreicht Volkes Ohr, weil er clever und skrupellos manche
Zustände im Berliner Stadtteil Neukölln als repräsentativ für das
ganze Land hochstilisiert. Er stellt Muslime unter Generalverdacht
und spaltet, wo sachliche Aufarbeitung der Defizite bei der
Integration vonnöten ist. Dass ein Ex-Politiker und bereits ins
zweite Glied verbannter Bundesbankvorstand mit provokativen Aussagen
solche Wirkung erzielt, ist gleichwohl beängstigend. Zwar sind die
rechtsextremen Parteien, die in diesem trüben Gewässer fischten, fast
verschwunden. Auch weil Oskar Lafontaine, der Demagoge für das
linksextreme Spektrum, es mit ganz anderen Zuspitzungen geschafft
hat, die Stimmen der unpolitischen Protestwähler, die den
„Etablierten“ nur mal eins auswischen wollen, bei der Linken zu
versammeln. Doch manche Reaktion auf Sarrazin zeigt, dass das
Potential für eine Rechtsaußen-Partei in Deutschland weiter vorhanden
ist. Der Schoß ist fruchtbar noch. . . Dabei haben nationalistische
und rassistische Platitüden in der Geschichte immer Hass und Krieg
nach sich gezogen, nie Fortschritt und Wohlstand. Das sollten gerade
wir Deutschen gelernt haben aus dem 20. Jahrhundert.
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Lothar Tolks
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