Südwest Presse: Kommentar zu Sarrazin

Endlich: Der Vorstand der Deutschen Bundesbank will
mit Thilo Sarrazin nichts mehr zu tun haben. Die Entscheidung war
überfällig. Sie kommt eigentlich zu spät, darüber kann auch nicht
hinwegtäuschen, dass die Bundesbanker die Abberufung einstimmig
beantragen. Wer über „Judengene“ schwadroniert, hat in dieser
Republik in keinem öffentlichen Amt etwas zu suchen. Und in der
Bundesbank mit ihrer verfassungspolitischen Sonderstellung einer
besonderen Unabhängigkeit erst recht nicht. Da hätten keine drei
Vorstandssitzungen nötig sein dürfen, um dem Noch-SPD-Mitglied die
Rote Karte zu zeigen. Die Herren durften sich auch nicht hinter dem –
in geld-, finanz- oder wirtschaftspolitischen Fragen – aus gutem
Grund ausgeprägten Corpsgeist verstecken, mit dem sie ihre
Unabhängigkeit von der Politik absichern. Sarrazin hat sich nicht im
Geringsten um die Absprachen geschert, die nach den ersten
Verbalinjurien des früheren Berliner Finanzsenators gegen Muslime in
Deutschland wieder ein halbwegs gedeihliches Arbeitsklima in der
Vorstandsetage des Betonpalastes im Frankfurter Norden ermöglicht
hatten. Auch das trug bei zur gestrigen Entscheidung. Ganz abgesehen
davon: Wenn Bundesbankpräsident Axel Weber wirklich auf dem Sprung an
die Spitze der Europäischen Zentralbank ist, dann haben ihm seine
Vorstandskollegen mit ihrer Zögerlichkeit einen Bärendienst erwiesen.

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Lothar Tolks
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